Chronik Seite 3

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Nachdem bereits im Mai die Berufung Dr. Kloses zum Schulleiter der EOS II – Herder-Schule erfolgte, sollte pünktlich zum 1. September 1990 der Unterricht an dieser Einrichtung beginnen.

Ehe der Unterrichtsbetrieb mit dem neuen Schuljahr 1990/91 starten konnte, gab es noch viel zu tun, zu organisieren, zu besprechen. Im Südflügel der Gagarin-Schule, Am Salzagraben, wurden Fachräume eingerichtet und farblich differenziert, Möbel geräumt und Bücher gesäubert, wie sich Dr. Klose, noch erinnert. Mit Stolz verweist er auch auf die Einrichtung einer Bibliothek (vormals Traditionszimmer Juri Gagarin), deren Basis ein Teil des Bücherbestandes des Pädagogischen Kreiskabinettes PKK darstellte.

Gesprächsrunden bis in den späten Abend hinein waren keine Seltenheit. Die DDR-Stundentafel galt es zu modifizieren, um dem Profil der Schule Rechnung tragen zu können. Neue schulorganisatorische Abläufe mussten dabei bedacht werden. So legte man u.a. fest, die ersten beiden Unterrichtsstunden eines Tages für die zukünftigen Abiturienten im Block, also als Doppelstunde, zu unterrichten. Zudem wurde der Fächerkanon verändert: Als eine der ersten Schulen in Thüringen führte die Herder-Schule bereits den Lateinunterricht ein. Für einen Staatsbürgerkundeunterricht gab es DDR-weit keine Berechtigung mehr. Bezüglich der Lehrbücher griff man auch auf Material zurück, das während des vierjährigen Abiturs genutzt wurde und sich als den Anforderungen entsprechend erwies.

Der geplante Unterrichtsbeginn (Punkt 8.00 Uhr) erhitzte die Gemüter, wurde letztendlich aber durchgesetzt frei nach dem Motto „Ausgeschlafene Lehrer und Schüler erhöhen das Wissenspotential!“.

Am 1. September 1990 öffnete die EOS II ihre Pforten für die angemeldeten Neuen und begann mit zehn Klassen den Unterricht. Neben den Vorbereitungsklassen neun und zehn (je 4-zügig) gab es zwei Leistungsklassen elf. Im gleichen Haus war die POS „Gagarin“ weiterhin ansässig und umfasste die Klassenstufen 1-10 sowie die Sprachklassen Russisch ab Kl.3. Es war schon kurios, wenn man bedenkt, welche Bildungseinrichtungen hier unter einem Dach agierten. Dem Elan, Engagement und der Kompromissbereitschaft aller Beteiligten war es zu verdanken, dass von einem gelungenen Schulstart gesprochen werden konnte.

Als positiv und äußerst hilfreich erwiesen sich dabei die noch jungen Schulpartnerschaften in Westdeutschland. Bereits im Juni 1990 wurden Kontakte zu einer Schule der Nordhäuser Partnerstadt Bochum geknüpft. So erhielt die künftige EOS II schon vor ihrer Etablierung einen Paten: das Lessing-Gymnasium in Bochum-Langendreer. Es wurden Unterrichts- und Lehrmaterialien zur Verfügung gestellt, vor Ort Gespräche geführt, Ratschläge und Hinweise gegeben. Für die Herder-Schule in ihrer Aufbauphase von enormer Bedeutung. Ende des Jahres ergab sich die Möglichkeit zu einer weiteren Partnerschaft. Dr. Klose beschreibt im Jahrbuch 2000 des Herder-Gymnasiums die Entstehung dieser mit dem „Friedrich-Dessauer-Gymnasium Frankfurt/Hoechst“ folgendermaßen: „Eine Schule aus Frankfurt/Main suchte Kontakt zu einer neu gegründeten Schule in der demokratisierten DDR... So richtig neue Schulen waren selten, und so landete die Anfrage beim Herder.“ Auch dieser Pate engagierte sich beispielhaft für die neue EOS und ließ es an Förderungen materieller u.a. Art, insbesondere an der Vermittlung des notwendigen Know-Hows nicht fehlen. In der folgenden Zeit stillten Schüler- und Lehreraustausche die beiderseitige Neugierde und gaben immer neue Denkanstöße. Mehr als ein Händedruck ist notwendig um unserem Dank Nachdruck zu verleihen. Wo wären wir heute ohne diese Hilfe?