Chronik Seite 4

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Infolge der gesamtdeutschen Entwicklung wurde die bereits im Sommer 1990 beschlossene Wiedereinführung der Länder auch in Thüringen umgesetzt und das Land übernahm die Schule. Auf der Grundlage des (notwendig gewordenen) neuen Schulgesetzes erschien das Gymnasium nicht mehr als Vision. Im Gegenteil. Die Umwandlung erfolgte zügig, auch wenn das Kurssystem für die Oberstufe erst mit dem Schuljahr 1992/93 Realität wurde.

Zahlreiche Anmeldungen sowie Neubewerbungen für die Klassen fünf und sieben (Im Landkreis NDH war der Zugang zum Gymnasium nur in diesen Klassenstufen möglich.) und damit steigende Schülerzahlen, ließen die Diskussion um einen Schulstandort neu entflammen, denn die Klassenräume im Salzagraben reichten nicht mehr aus. Sowohl die Bausubstanz und die unzureichende Unterkellerung des Gebäudes als auch wettertechnische Überlegungen (Die Räume heizten sich im Sommer unerträglich auf.) verwarfen Erweiterungspläne an diesem Standort. Der Blick richtete sich auf das für Nordhausen seit dem 19. Jahrhundert bedeutsame nichtstädtische, das königlich preußische Gymnasium, das sich seit 1891 im neoklassizistischen Bau am Taschenberg bzw. auf der Morgenröte präsentierte. 54 Jahre diente es dem Schulbetrieb, ehe es 1945 teilweise zerstört wurde. Bis 1991 nutzte das Institut für Lehrerbildung (IfL) das Gebäude. Um als Hauptgebäude fungieren zu können, hätten die durch den Krieg zerstörten Gebäudeteile (originalgetreu) wieder aufgebaut und der Restbau grundlegend renoviert werden müssen. Aus finanzpolitischen Gründen entschied man sich um. Das bestehende, wenn auch stark renovierungs- und modernisierungsbedürftige Gebäude der Wiedigsburg bot viel Platz, eine solide Bausubstanz, ausbaufähige Kellerräume, ein geräumiges (wenn auch nicht ausgebautes) Dachgeschoss und aufgrund der Gebäudeausrichtung entstanden Klassenräume, die sich im Sommer vergleichsweise wenig aufheizen. Der neue Schulstandort für das Herder-Gymnasium Nordhausen stand fest.

Allerdings konnte das Gebäude zu diesem Zeitpunkt nicht vollständig bezogen werden. Die Berufsschule sowie das Humboldt-Gymnasium nutzten den Südflügel. Mit dem Schuljahr 1991/92 begann der Unterricht für die gymnasialen Neueinsteiger der Klassenstufen 5, 7 und 9, aber auch für die Klasse 10 im Nordflügel der Wiedigsburg. (Sitz der Oberstufe wurde aber die „Morgenröte“.)

Im Schuljahr 1992/93 zogen die zehnten Klassen mit in das Gebäude der Morgenröte ein, da diese Klassenstufe der Sekundarstufe II zugeordnet wurde, um sie im Oberstufenverband auf das Kurssystem vorzubereiten. Im gleichen Schuljahr machte sich aufgrund enorm ansteigender Schülerzahlen ein weiteres Lehrgebäude erforderlich. Vorwiegend durch die Klassen 5 und 6 genutzt, existiert seit diesem Zeitpunkt die „Breitscheidstraße“ als drittes Schulgebäude. Übrigens unterrichtete man in diesem Jahr erstmals die Klassenstufen 5-12 durchgängig.

Dem Auszug des Humboldt-Gymnasiums im Jahre 1997 folgte der Umzug der Klassen 7-9 in den Südflügel der Wiedigsburg und damit ebnete sich auch der Weg zur Rekonstruktion des älteren Teils des Schulgebäudes. Bis August 1998 war diese derart fortgeschritten, dass am Ende der Sommerferien der sanierte Gebäudeteil teilweise bezogen werden konnte. Die Klassen 7-9 waren die ersten Nutznießer der neuen Räumlichkeiten. Als die Oberstufe in den Sommerferien 1998 in die Wiedigsburg umzog, wechselten die siebenten und achten Klassen für ein reichliches Jahr in die Morgenröte, ehe diese im Oktober 1999 aufgrund der vorangegangenen Rekonstruktion des Hauptgebäudes als Schulstandort des Herder-Gymnasiums aufgegeben werden konnte. Mitlerweile sind auch die SchülerInnen der Breitscheidstraße integriert worden.