Kulturagenten

Kulturagenten seit fast drei Jahren in der Wiedigsburg aktiv

Herder-Gymnasium präsentierte am 22.2.2019 Projektergebnisse und ließ die Gäste staunen, genießen und mitmachen

Kunst und (Natur-)Wissenschaft – für Uta Aschenbrenner, ihres Zeichens Fachlehrerin für Kunsterziehung und Mathematik am Herder-Gymnasium, eine gute und notwendige Symbiose. Als sie 2016 den Projektantrag für das Gymnasium schrieb, hoffte sie mit ihren Kolleginnen nach dem Genehmigungsverfahren auf eine erfolgreiche Umsetzung. Nun, nach knapp drei Jahren, können sie auf eine intensive und vielseitige Arbeit blicken und wollen die Öffentlichkeit an einigen Produkten und Ergebnissen teilhaben lassen. Dazu organisiert Aschenbrenner mit ihrem Team bereits wochenlang

„Herders lange Nacht der Wissenschaft, Kunst, Kultur und des Handwerks“.

Kunst

„Kulturagenten für kreative Schulen Thüringen" ist ein Programm der Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung Thüringen e.V., gefördert durch das Land Thüringen, die MUTIK gGmbH sowie die Kulturstiftung des Bundes und die Stiftung Mercator. In und außerhalb der Stundentafel, im Musik-, Kunst- und Theaterunterricht, in Arbeitsgemeinschaften, weiteren Angeboten, fächer- und jahrgangsübergreifend – es galt eine breite Palette anzubieten, um Kunst und Kultur an der Schule sichtbar zu machen sowie mit Wissenschaft und Forschung zu verknüpfen. Experimentieren und probieren, anregen und fördern, sich Fragestellungen auf musisch-künstlerische Weise annähern und den Schulalltag als einen lebendigen bzw. kreativen Prozess erleben – ohne die Kooperation mit außerschulischen Partnern unmöglich. So konnten mit der Bildenden Künstlerin Wiebke Wilms die Grundlagen der Tape-Art erlernt werden. In Zusammenarbeit mit der Jugendkunstschule Nordhausen e.V. entstanden Ideen für großformatige Gemeinschaftsarbeiten, die  durch die aktive Mitgestaltung der Gäste und unserer Schulgemeinschaft fortlaufend eine Ergänzung und Veränderung finden und fanden – auch am 22.2.2019.     

Der Percussionist Klaus Hagedorn erprobte mit Schülergruppen neue Rhythmen und Melodien mit unterschiedlich langen Kunststoffröhren. In einer Jam-Session regten die Kursteilnehmer Musik das eigene Ausprobieren dieser Instrumente durch die Gäste an.

Kunst

Daniel Möller, Schüler der Klassenstufe 12, bot bereits mehrfach Projektformate zum Beatboxing und leitete Interessierte auch in Herders langer Nacht an, um die Nutzung des Mundraumes als Rhythmusinstrument zu erfahren. Unter Anleitung der Tanzpädagogin Julia Köber entstand eine Choreografie zum Thema „Schule im Wandel der Zeit“, eine Hommage an die ganzheitliche Entwicklung der Schülerpersönlichkeit, die Schüler und Schülerinnen der Klassenstufen 9 und 8 in der Aula mit Hilfe einer Spielszene sowie getanzter Emotionen zeigten. Umweltbewusstem Denken, Nachhaltigkeit sowie der Rückbindung an die Natur nahm sich die Session Färben und Papierherstellung an. Auf Initiative der Schülerschaft wurden die charakteristischen Spielutensilien des Bewegungsspieles „Jugger“ aus Schaumstoff, Klebeband und Glasfieberstangen selbst gebaut und gestaltet. Einführungskurse und Partien dieses Phantasie-Sports fanden in der Kleinen Turnhalle statt und fanden ein breites Publikum. Schwarzlichttheater, Poetry Slam, Eigenkompositionen am Klavier, Papierdrohnen für den Hausgebrauch, Fütterungs- und Bewegungsexperimente unter dem Mikroskop, phantasievolle Zeichengeräte aus Technikschrott (zusammen mit der Jugendkunstschule) sowie Projektpräsentationen zum Kupferschmieden und die Eisenverhüttung in einem Schachtofen im Rennfeuerverfahren (durchgeführt mit der Archäologin Nadine Holesch) – die Angebotspalette war groß… und gab dennoch nur einen eingeschränkten Einblick. Einige Projektaktionen der Kulturagenten wie die großen Puppen oder die Ergebnisse des Workshops Akustik waren an diesem Abend nicht zu bestaunen.

Zudem wurden vier öffentliche Kolloquien angeboten, die im Zuge der Seminarfachleistung in der Qualifikationsphase gestaltet wurden und das Thema sehr erfolgreich präsentiert und verteidigt wurde. (parallel angebotene Themen: Swing – Politisches Statement oder reine Unterhaltung? Der Comboundbogen – Sportgerät oder Waffe? Als Schüler in die Welt – Abenteuer oder doch nur ein alltägliches Leben in einem fremden Land? Bio, Öko, Regenerativ & Co – Nachhaltigkeit im Bereich der Ernährung und der Energie) 

Kunst

Daneben erhielten die Gäste die Möglichkeit ab 19.00 Uhr an Fachvorträgen teilzunehmen, ob über die Bedeutung und Gefährdung bestäubender Insekten und Protestvarianten oder über den „Golden Schnitt“ als ein Phänomen der Mathematik, der Natur und der Kunst. In einem weiteren Vortrag ging es um die Anfänge dessen, was wir als Zivilisation bezeichnen - mit Bezug zu biblischen Texten wurde die Ausgrabung einer Tempelstätte in Syrien vorgestellt.

Eine von Schülerinnen und Schülern organisierte Podiumsdiskussion unter dem Titel „Planet im Schwitzkasten“ lud mit fiktiv geladenen Gästen aus Industrie und Forschung dazu ein, die wirtschaftlichen Risiken, aber auch Chancen bezüglich des globalen Klimawandels zu diskutieren. „A picture is worth a thousand words – an invitatio nto the art of figurative language in English“ ließ erfahren, wie mit bildhafter Sprache unsere Kommunikation lebendiger, anschaulicher und überzeugender wird.

Ziel war es, das Herder-Gymnasium zu einem Ort künstlerischer Praxis werden zu lassen und dabei wertvolle Erfahrung zu vermitteln, selbstständiges und kritisches Denken zu schulen, die Individualität der Schüler zu fördern, Werte zu vermitteln und zu humanistischen Handeln zu führen. Uta Aschenbrenner hoffte natürlich auch, dass Schülerinnen und Schülern gezeigt werden kann, wozu sie in der Lage sind und welche Talente eventuell in ihnen schlummern. Und davon gab/gibt es zahlreiche – und einige präsentierten sich und damit ihre Schule am Freitag, dem 22.2.2019.    

Für die Projektleiterin sowie alle Aktiven war es von 17.00 Uhr bis 21.00 Uhr wirklich eine lange Nacht am Herder, die aber aufgrund der Vielfalt, des Zeitplanes sowie des Mottos: Wissen. Wundern. Workshop. Kurzweil in der Wiedigsburg bot.

Heike Roeder