Dankeschön und Abschiedsworte

Lehrkräfte und zahlreiche Gäste nehmen Abschied von Mitstreitern.

Ein Kollegium ist kein starres Gebilde, es verändert sich regelmäßig in der Zusammensetzung, vor allem wenn es so groß ist wie das am Herder-Gymnasium. In dem über 60 Mitstreiter zählendem Lehrkörper werden fast jedes Jahr Kollegen verabschiedet, sei es aus Gründen einer Abordnung, einer Versetzung, des Ruhestandes oder der Beendigung der zweiten Phase der Lehrerausbildung, wie sie in der Wiedigsburg seit vielen Jahren praktiziert wird. Auch am Ende des Schuljahres 2018/19 wurden in der Aula fünf Kollegen bzw. Kolleginnen feierlich verabschiedet.

Sechs Monate unterstützte sie das Kollegium und verließ ihre französische Heimat, ohne ein Wort Deutsch zu sprechen: Cloe Chantier. Die junge Frau konnte für einen befristeten Einsatz im Französischunterricht gewonnen werden und so helfen, die zweite Fremdsprache, welche aufgrund des Mutterschutzes zweier Kolleginnen in den Stunden reduziert werden musste, abzudecken.

Verabschiedung 2019

Axel Steinbach, Fachlehrer Mathematik und Chemie, wechselt nach dreijähriger Tätigkeit am Haus auf eigenem Wunsch bzw. zur Familienzusammenführung in den Unstrut-Hainich-Kreis. 
Des Weiteren beendeten die beiden Lehramtsanwärter Martin Schneider und Alexander Näthe erfolgreich ihre Ausbildung sowohl im Seminar als auch der Ausbildungsschule in der Wiedigsburg und können sich über berufliche Angebote freuen bzw. der Zukunft freudig entgegenblicken.
Schulleiter Wilhelm König dankte allen für ihr Engagement, ihren Einsatz im Unterricht sowie bei außerschulischen Veranstaltungen und Projekten, Exkursionen etc. und wünschte alles Gute, Gesundheit und Glück auf dem/für den weiteren Lebensweg. Persönliche Worte, Grüße und Wünsche des Kollegiums bzw. der Fachschaften offenbarten, dass die Lehrergemeinschaft dies mit einem lachenden und einem weinenden Auge sieht: einerseits freut es sich mit über den neuen Lebensabschnitt, andererseits möchte es ungern auf sie verzichten. 

 

An diesem Nachmittag saßen neben den Lehrerinnen und Lehrern auch zahlreiche Gäste aus Stadt und Landkreis in der Großen Aula des Herder-Gymnasiums, so Landrat Matthias Jendricke, der Erste Beigeordnete Stefan Nüßle, der Oberbürgermeister der Stadt Nordhausen, Kai Buchmann, sowie Hans-Georg Müller, der Leiter der Schulverwaltung im Nordhäuser Landratsamt. Sie waren gekommen, um eine Koryphäe zu verabschieden, die seit der Gründung der EOS II im Jahre 1990 bzw. des Herder-Gymnasiums 1991 die neue Bildungseinrichtung von Anfang an mit aufbaute und dem Gymnasium quasi das Laufen lernte.  Wilhelm König verabschiedete damit einen Kollegen, der in dem geschichtsträchtigen Geburtsjahr 1956 von seinen Eltern einen der beliebtesten Vornamen der Republik erhielt: Werner Hütcher. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Heiligenstadt, wo sein Urgroßvater zu den Gründungsvätern des Jahn-Turnvereines um 1911 zählte und sein Vater vor dem 2. Weltkrieg in der Thüringenauswahl Feldhandball spielte. Ihm war also das sportliche Talent in die Wiege gelegt und dies lebte Werner Hütcher als Schüler auch aus. Fünfzehnmal wurde er Bezirksmeister im leichtathletischen Wurf –     und      in Stoßdisziplinen. In die Fußstapfen des Vaters tretend, entschied sich Hütcher nach dem Erreichen der mittleren Reife 1973 für den Beruf des Pädagogen und ging nach Nordhausen an das Institut für Lehrerbildung. Seine Leidenschaft, den Sport, lebte er sowohl während des Studiums als auch an seinem ersten beruflichen Einsatzort als Lehrkraft an der POS „Juri-Gagarin“ in Nordhausen ab 1980 aus. Sein Ehrgeiz ließ ihn neben der Lehrtätigkeit nicht nur das Abitur nachholen, sondern auch im Fernstudium an der Martin-Luther-Universität in Halle 1989 seinen Diplomlehrer für Sport ablegen. Während der Wendezeit absolvierte Werner Hütcher zudem an der UNI Halle auch seinen Abschluss für das Lehramt in der Sekundarstufe II. So gerüstet nahm er die Herausforderung Gymnasium an, ebnete mit weiteren Kollegen der ersten Stunde den Weg für das Herder-Gymnasium und unterrichtete in den Fächern Sport und Ethik. 

Verabschiedung 2019

Sein intensives Engagement für den Sport über den Schulstandort hinaus qualifizierte Hütcher Ende der 90er Jahre dazu, zum Schulsportkoordinator des Landkreises berufen zu werden. Landrat Jendricke verwies in seiner Laudatio darauf, dass er sich in dieser Funktion immer wieder für die Verbesserung und Förderung des Sports eingesetzt hat, um einerseits junge Leute für diesen zu begeistern, aber andererseits auch, um die internationale Presse in die Region zu holen. Mit seinen initiierten und nun seit 12 Jahren mehr als etablierten Nordhäuser Energie-Kugelstoß-Indoor-Wettbewerbs habe er es geschafft, Stadt und Landkreis international bekannt zu machen – ein realisierter Traum des DDR-Studentenmeisters im Kugelstoßen von 1986, zudem aber auch, wie Hütcher es selbst formulierte, „größte sportliche Herausforderung meines Lebens“. Mit 13 teilnehmenden Nationen, verschiedenen Hallenrekorden und internationalen Teilnehmern, die auch bei Olympia erfolgreich waren, nachvollziehbar.
Die Liste seiner Verdienste als Koordinator für den Sport, die Schulen und den Landkreis sei lang, hob Schulleiter König in seiner Dankesrede hervor: Werner Hütcher organisierte bzw. leitete mehr als 350 Schul- und Landeswettbewerbe, unterstützt durch Klaus Keßler sowie die Hausleitung vom LRA und der Schulverwaltung. Die Wiedigsburghalle erlebte -auch dank der Unterstützung der Fachverbände des Landratsamtes – viele durch Hütcher oeganisierte großartige Sportveranstaltungen, u.a. 12 Landesfinalwettkämpfe im Gerätturnen. Erwähnt seien auch die im Zweijahresrhythmus stattfindenden Grundschultage auf dem Hohe-Kreuz-Sportplatz sowie die Schul- und Vereinssporttage, die es seit 15 Jahren in Nordhausen gibt. Zudem sei es Werner Hütcher immer ein persönliches Bedürfnis gewesen, Mannschaften, die zum Bundefinale Jugend trainiert für Olympiafuhren, zu verabschieden sowie Sportlehrerinnen und Sportlehrer, aber auch Wettkampfleiter zu ehren.            

Verabschiedung 2019

Daneben gehören die seit Jahren durchgeführten Nordhäuser Schul- und Vereinssporttage zu den Veranstaltungen, die die Öffentlichkeit interessiert verfolgt und die 2009 mit 1600 Schülern im    A. – Kuntz – Sportpark  die zahlenmäßig größte Sportveranstaltung der Nordhäuser Schulsportgeschichte darstellte.      
Eine besondere Leidenschaft Hütchers stellte das Rettungsschwimmen, das er selbst seit seiner Studienzeit am Institut für Lehrerausbildung in Ferienlagern absolvierte. Als Schulkoordinator für den Schwimmunterricht des Landes Thüringen, übrigens im Jahr 2008 berufen, initiierte Werner Hütcher eine Vereinbarung mit dem Kultusministerium, die die Auffrischung der Rettungsfähigkeit“ für die Sportlehrer durch die Schulschwimm-koordinatoren auf den Weg brachte.           
Auch die Leichtathletik – Kampfrichterausbildung der Schulen, immer organisiert von Hütcher,  hat bereits eine lange Tradition, genauso wie die seit 22 Jahren praktizierte und von ihm entwickelte Sparkassen - Sportchampion – Ehrung. Damit holte der engagierte Sportler und Pädagoge Förderer des Schulsports mit ins Boot, die dies bereits jahrelang für Stadt und Landkreis umsetzen: die Sparkasse Nordhausen und die Energieversorgung Nordhausen GmbH. 
Zahlreiche Ehrenämter künden von dem außergewöhnlichen Engagement und der Leidenschaft, mit der Werner Hütcher auch die Popularität des Sportes insgesamt nicht nur in der Region erhöhte:            Er war 35 Jahre Abteilungsleiter Leichtathletik der HSG NDH und seit 32 Jahren Präsident des Kreisfachausschusses Leichtathletik, war ca.  20 Jahre im Präsidium des Kreissportbundes tätig und leitete 12 Jahre den internationalen Energie-Kugelstoß-Indoor-Wettbewerb.

 

Verabschiedung 2019

Der Dank für die geleistete Arbeit, aber vor allem die Anerkennung für ein derart prall gefülltes berufliches Leben, das in den Dienst der Schule, der Sportler und der Region gestellt wurde, könne kaum in Worte gefasst werden, so Wilhelm König. 

Wenn jemand - wie Werner Hütcher - auf seinem Gebiet außerordentliche Leistungen dieser Art vollbringt, fällt es besonders schwer, diesen aus dem aktiven Berufsleben zu verabschieden. Doch für Hütcher steht fest, dass er Stadt und Landkreis auch zukünftig weiter unterstützen und einige seiner ehrenamtlichen Tätigkeiten fortsetzen wird. So hat er bereits angekündigt, den Herbst-Crosslauf im Gehege zu organisieren, ein Akt, den er 68mal bereits im Kreis vollzog. Auch die Kollegen des Herder-Gymnasiums werden Hütcher demzufolge nicht nur als Privatmann auf den Sportplätzen und Wettkampfstätten in Nordhausen weiterhin begrüßen können. 

[Heike Roeder]