Vier Stunden Advents- und Weihnachtsstimmung in der Wiedigsburg

Schülerschaft und Lehrerkollegium des Herder-Gymnasiums bereiteten gemeinsam Vorfreude auf das Fest.

Es ist ein kleines Jubiläum, das sie in diesem Jahr feiern, denn vor fünf Jahren entschied sich das Gymnasium, das weihnachtliche Konzert zu einem Veranstaltungshöhepunkt werden zu lassen und Aktive sowie das Publikum mit einem Adventsmarkt darauf einzustimmen. Der Förderverein erweist sich seitdem als Finanzstütze und mit Sabine Fuhrmann auch als Organisatorin. Wer Lust verspürt, kann sich seitdem im Vorfeld bei Kaffee, Glühwein und Gebäck kulinarisch verwöhnen lassen, die Möglichkeit zu Gesprächen nutzen, an Ständen mit weihnachtlichem Dekorationsmaterial, Karten, Steinen, Schnitzereien, Töpferwaren etc. stöbern, eine besondere Märchenstunde erleben. Immer wieder gibt es besondere Angebote für die Kinder, seien es Bastelarbeiten, Weihnachtskarten zum Gestalten, Malspaß oder Knobeleien. Für die Bewegungsdrang zwischendurch stehen Sportspiele zur Verfügung. So auch in diesem Jahr. In der kleinen Turnhalle konnten Interessierte und Sportbegeisterte erproben, wie es Weihnachtsmann und Co. schaffen, so fix in einer Nacht alle Geschenke zu verteilen. Außerdem wartete in der obersten Etage ein besonderes Highlight, denn es gab die Möglichkeit, sich aus mehr als 15 handgelesenen Zutaten selbst einen Teebeutel zu kreieren und gegebenenfalls gleich aufzubrühen. Und wer den amerikanischen Brauch, sich unter einem Mistelzweig zu küssen, um ewige Liebe und Glück zu erlangen, konnte sich an einer großen Auswahl bedienen. Vielleicht war die Station auch deshalb so begehrt, da wohl so manch Einer dem Druiden Miraculix Glauben schenkt, mit Hilfe des Zweiges im Zauberrank unglaubliche Kräfte und Heilung zu erlangen… 

Weihnachtsmarkt und Konzert

Wie jedes Jahr verfliegt die Zeit sehr schnell und wenn die zahlreichen Lichter und Kerzen ihre Pracht richtig entfalten können, weil es draußen dunkelt, strömen die Gäste in die Große Aula, in der ab 18.00 Uhr das Konzert stattfindet.        
Und in der festlich geschmückten Aula herrschte bis zwanzig Minuten vor Beginn Aufregung pur, Auf- und Abgänge bzw. die Aufstellung auf der Bühne wurden noch einmal geübt, Solisten probten noch einmal, der letzte Check für die Technik erfolgte, Türwichtel erhielten abschließende Instruktionen und die Moderatorinnen ordneten ihre Karten. Der Festsaal der Schule füllte sich schnell, kein Platz mehr frei, Stehplätze eingeschlossen. Traditionell eröffnete der Schülerchor die Veranstaltung. Die mehr als 30 Sängerinnen und Sänger umfassende Gruppe wies erstmals alle Klassenstufen von 5 bis 12 auf, zudem seien Tenor und Bass richtig gut besetzt, wie Irina Gemsa, Musiklehrerin am Herder-Gymnasium, die zusammen mit ihrer Kollegin Lena von Domarus dieses Konzert organisiert hat. Ob klassischer Kanon oder mehrstimmiger amerikanischer Jazz, die Weihnachtsgeschichte vierstimmig als klassische Chormusik des 19. Jahrhunderts, der Stimmen auf den Text von Shakespeare aus Richard II. oder zeitgenössische Musik als Kanon arrangiert – das stimmliche Kraftpaket auf der Bühne war nicht zu bremsen und versprühte Freude und Spirit. Als zentrales Element trat der Chor mehrfach auf und rahmte so die anderen Beiträge des Abends.

Weihnachtsmarkt und Konzert

Und die Veranstaltung stellte ein wahres Mammutprogramm dar. 120 Minuten geballtes musikalisches Schülerkönnen. Traditionelles Liedgut, wie der Gesang von Felix Lütge oder Paula Kaltwassers Fröhliche Weihnacht auf der Bratsche oder Konrad Wiegleb, der mit seinem Akkordeon die Gläubigen herbeirief, oder auch das gemeinsame gesungene Abschlusslied aller Beteiligter mit dem anwesenden Publikum konnte jeder mitsingen.             
Wie im vergangenen Jahr erfreute sich Filmmusik besonderer Beliebtheit. Auf Gitarre und Querflöte präsentierten z.B. Laura-Michelle Türk und Beatrix Meinhold den Ohrwurm Let it go aus der Eiskönigin und Johanna Knabe spielte am Klavier Lillys Theme aus Harry Potter, während Devin Schützenmeister auf dem Instrument eine Bearbeitung des Requiems for a Dream feilbot. Auch verschiedene klassische Klavierstücke wurden präsentiert. Unter Elina Bergs Finger tanzte Columbine und Nele Marquart bot eine bekannte Melodie aus dem Ballett Schwanensee dar, bevor Mara Nikoleizig mit der Sonate Nr.16 ein Beispiel aus dem Spätwerk Mozarts zu Gehör brachte. Die Gefühlsschwankungen, die ein Liebender im Traum verspürt, interpretierte Emina Wagner und riss die Zuhörer mit sich. Mehrfach begleitete die Zwölftklässlerin zudem Mitschüler bei Gesängen am Klavier. Die Musikrichtung Klezmer, jüdische Musik aus Osteuropa, die ihren Ursprung in jüdischen Gemeinden hat, brachten Sofia Wolf (Gitarre) und Karl Knauer (Kontrabass) den Zuschauern näher und ernteten Zugaberufe. Pop und Rock waren natürlich auch reichlich vertreten. So wünschte Willi Dorofeev gesanglich jedem sein eigenes kleines fröhliches Weihnachten und Jasmin Kleint lud schwungvoll zum Spaziergang durch das Winterwunderland ein. Annemarie Brehm und Annabell Dietz sangen im Duett An Angel von den Kelly-Brüdern Angelo und Paddy und harmonierten stimmlich wunderbar. Eine Klavierinterpretation von Pop auf dem Klavier stellte Hendrik Wolf mit Donna von The Lumineers vor. Martha Hoppe und Nele Lerchner sangen sich auch in diesem Jahr wieder in die Herzen der Zuschauer, dieses Mal mit modernem Pop von Capaldi und Birdy. Leise Töne und gezupft ließ Noah Elias Nöthling auf seiner Gitarre erklingen und stellte mit Stairway to haeven sein Können auf dem Instrument unter Beweis. Mit koreanischer Popmusik verzauberte Tuyet Anh Mai am Klavier.

Weihnachtsmarkt und Konzert

Das regelmäßig erscheinende Publikum wartet zudem auf Beiträge von Aktiven, die bereits mehrfach auftraten. So ist es jedes Jahr eine Überraschung, was Shainy-Ann Webb in Begleitung ihres Vaters Paul Webb (Klavier) singen wird. Dieses Mal war es die Titelmusik aus Anastasia, die ihr den Applaus sicherte. Auch die Band um Lennon Becker und Niklas Hahn (beide E-Gitarre) und Florian Hietschold (Drums) ist bereits eine feste Größe im Programm. Sie entschieden sich für DAS Stück Carlos Santanas, das seinen Weltruhm begründete: Samba pa Ti. Das Bruderpaar Constantin und Frederik Stenger (Saxophon und Klavier) verblasste keinesfalls, wie es der wörtlich übersetzte Titel offenbart, als es den Song Faded des norwegischen Produzenten Alan Walker spielte.          
Das auch Lehrkräfte singen können, stellte der Lehrerchor in den vergangenen eineinhalb Jahren bereits mehrfach unter Beweis. Dreistimmig und asymmetrisch sang er die Weihnacht herbei, rief dazu auf die Glocken zu läuten und vermittelte stimmlich so das Wesensmerkmal eines Glockenspiels. Mit Down tot he River rissen die Lehrerinnen und Lehrer das Publikum mit, genauso wie mit dem spanischen Feliz Navidad, das gemeinsam mit dem Schülerchor gesungen wurde. 
Traditionell endete das Konzert mit einem gemeinsamen Weihnachtslied.

 

Weihnachtsmarkt und Konzert

Jahreszeitlich typische Themen wie Weihnacht, Winter, Liebe, Traum wurden kombiniert mit Appellen an die Menschlichkeit und den Aufruf, die Stille zu genießen und zur Ruhe zu kommen. Altbekanntes reihte sich zu Neuem, Instrumentalisten zu Sängern und Chor zu Chor – ein Potpourri, das weihnachtlich und fröhlich, aber anspruchsvoll war und zwei Stunden kurzweilig verstreichen ließ.

Schulleiter Wilhelm König hatte zu Beginn den Mitwirkenden viel Erfolg und dem Publikum gute Unterhaltung gewünscht. Dazu trugen nicht nur das musikalische Programm selbst, sondern auch die beiden Moderatorinnen, Charlotte Bang und Klara Frenzel, bei. Mit Charme und Weihnachtsmütze führten sie souverän durch die Veranstaltung und ließen das sich nun neigende Jahr aus Schülersicht und in Versen gebannt vor dem geistigen Auge des Publikums vorüberziehen.

Weihnachtsmarkt und Konzert

Reichlicher Applaus, persönliche Worte im Anschluss, Blumen und ein prall gefülltes Spendenkörbchen waren der Lohn für das seit Monaten geplante und geprobte Vorhaben. Doch weder das Konzert noch der Weihnachtsmarkt wären ohne Unterstützung nicht möglich. Wilhelm König schickte ein großes Dankeschön an die Eltern, die Materialien, Kuchen, Kaffee und Utensilien zur Verfügung stellten und ohne die außerunterrichtliche Interessen der Schülerinnen und Schüler, z.B. an Musikschulen oder in Bands, nicht ausgelebt werden könnten. 

Weihnachtsmarkt und Konzert

Weihnachtsmarkt und Konzert

Weihnachtsmarkt und Konzert

[Heike Roeder]